Ein Projekt von RESANITA und KUNST IM ÖFFENTLICHEN RAUM STEIERMARK
25. Juni - 6. Juli 2014
Strategien zur Erweiterung und Auflösung des Raums im Werk von RESANITA
Im Rahmen des Projektes „Zimmer mit Ausgangslage“, das das Forum Stadtpark Graz aufgrund der Initiative des Künstlerinnenduos RESANITA 2014 realisierte, reagierten die beiden Künstlerinnen mit einem radikalen Eingriff in den Ausstellungsraum, der diesen erweitere, offenlegte aber gleichzeitig auch verschwinden ließ. Das Forum als solitäres Gebäude mit seiner, durch eine Glaswand einsehbare Ausstellungsfläche wurde für einige Tage zu einem Teil der es umgebenden Gartenarchitektur und in seiner Rolle als Akteur mit jener des Stadtparks kurzgeschlossen. Die Künstlerinnen öffneten die Glaswand um den Umraum des Parks in das Innere des Hauses zu holen. Diese künstlerische Strategie erweitere die pflanzliche Vegetation des Stadtparks um 170 m² und reflektierte die Bestrebungen der Stadt Graz, eine Sanierung des Umfelds rund um den Franz-Josef Brunnen im Grazer Stadt-park neu zu überdenken. Ein Blumenbeet inmitten des Ausstellungsraumes glich sich an die Architektur des Außenraumes an, indem ein Rollrasen aufgelegt wurde, in dessen Mitte ein der Form des Brunnens entsprechender Kreis aus Zinnien, Wachsbegonien und Tagetes gepflanzt wurde. Die Künstlerinnen bezogen sich hier auf historische Gartenkunstentwürfe, die auf die geografische Längsachse zwischen der Zinzendorfgasse, dem Brunnen und dem Forum rekurrieren.
`Zimmer mit Ausgangslage´ nannte RESANITA diese Intervention, die auch die Problematik rund um politische Überlegungen hinsichtlich des Forum Stadtpark thematisiert. Begehrlichkeiten der Politik, das Forum in ein Kaffeehaus umzuwandeln und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen wurden anhand dieses Projektes sichtbar, das eine künstlerische Auflösung des Raumes antizipierte. Während Architekt und einstiger Forumsvorstand Peter Zinganel durch den Dachgerüstaufsatz dem Haus im Jahr 2000 eine neue Dimension verlieh, die es im oberen Geschoss in den Stadtpark hineinragen ließ um mit den Bäumen im Umraum zu korrespondieren, nimmt RESANITAs Projekt einen umgekehrten Ansatz. Das Erdgeschoss ließ den Park in sich hineinwachsen, während das Dachgeschoss weiterhin einen von oben übergestülpten Aufsatz bietet.
Kunsthistorisch betrachtet bezieht sich das Projekt auf Fragestellungen hinsichtlich der Funktion des White Cubes als idealem Ausstellungskontext und den damit verbundenen institutionskritischen Implikationen, die in diesem Fall weniger die Kunstinstitution Forum Stadtpark als die dahinterliegenden politischen Debatten betrifft. `Zimmer mit Ausgangslage´kann in eine Reihe künstlerischer Praktiken eingeordnet werden, die sich mit der Enthierarchisierung von Architektur und den ihr eingeschriebenen soziokulturellen Bedingungen auseinandersetzt. Als bekanntestes Beispiel aus jüngster Zeit gilt hier Roman Ondáks Projekt Loop, das der Künstler für den tschechisch-slowakischen Pavillon der Venedig Biennale 2009 entwickelte. Ondák öffnete den Pavillon auf beiden Seiten und führte die Pflanzen-, Baum- und Sandstruktur der Umgebung im Inneren fort, wodurch BesucherInnen hindurch gehen konnten ohne das Gefühl zu haben, einen Raum zu betreten und die Giardini dabei zu verlassen. Bei RESANITA hingegen zeigt sich eine klare „One Way“ Situation, die BesucherInnen ins Forum hineinführt um im Kontext einer klar definierten Umraumarchitektur soziopolitische Fragestellungen aufzugreifen. (Walter Seidl9
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